+++ DAV-Sektionsstammtisch am 03.05. ab 19:00 Uhr ! +++

Sentiero Alpino Calanca

Welch ein wohlklingender Name ! Doch was verbirgt sich hinter diesem?

Nach dem Karten- und Führerstudium war klar: Diesen Weg möchte ich einmal selbst erwandern und die Abgeschiedenheit und das Naturerlebnis auf mich wirken lassen.

Bestärkt durch die Ausführungen im Führerhandbuch, wo es heißt „Eine wenig bekannte, schroffe und typisch südalpine Gebirgsregion, kleine Biwaks und Hütten, viel Abgeschiedenheit und einzelne relativ ausgesetzte, aber fast durchwegs gut abgesicherte Passagen sind die schmackhaften Zutaten für diese Unternehmung. Sie wird einem garantiert nachhaltiger in Erinnerung bleiben als der Muskelkater danach.“

Wer mit dem Auto vom San Bernardino auf der vielbefahrenen Nord-Süd-Achse Nationalstraße N 13 hinunter nach Bellinzona fährt, wird rechter Hand einige schroffe Gipfel im Kammverlauf ausfindig machen, auf dem grob gesagt der Sentiero Alpino Calanca  bis nach Santa Maria oberhalb des Calancatals verläuft.

Unsere erste Etappa führte uns bei Sonnenschein, aber kaltem Wind vom Parkplatz am San Bernardinopass über den Pass di Passit hinauf über stellenweise kaum erkennbaren Wegverlauf zum Pass de la Cruseta , 2455 m. Der steile Abstieg, mit Fixketten gesichert führte dann horizontal weiter zur nächsten Scharte , die Bocca di Rogna, 2400 m und nach kurzem Abstieg wieder hinauf zum Tagesziel, der Rifugio Pian Grand, zwei dreieckigen kleinen Biwakhütten mit Selbstversorgung. Dort bezogen wir unser Lager und genossen noch die letzten Sonnenstrahlen, bevor wir dann das  von unseren Frauen lecker zubereitete Abendessen verspeisten. Dann hieß es Platz machen, da noch weitere Gästen zu später Stunde am Rifugio eintrafen, die auch noch ihr Essen zubereiten wollten. Also ab ins Lager, müde genug waren wir ja nach der 7-stündigen Wanderung.

Obwohl der Wetterbericht verkündete, der Sommer käme zurück (nach einem Kaltlufteinbruch im Nordstau der Alpen), so hatte ich nach dem Aufstehen den Eindruck, der Winter stünde vor der Tür. Denn statt Sonne begleitete mich leichtes Schneetreiben auf dem Gang zum WC – Panorama-WC wohlgemerkt ! Denn es fehlt die Türe und so hat man einen einzigartigen Ausblick hinunter ins Tal zum Ort San Bernardino.

Die zweite Etappe, 15 km lang bis zur Capanna Buffalora, begann also recht frostig. Mütze, Handschuhe und Anorak waren angesagt und entsprechende Vorsicht auf den teilweise vereisten Felsen hinauf zum Verbindungsgrat Cima de la Bedoleta – Alta Burasca. Der Abstieg durch die schrofige Flanke hinunter zur Alp de Trescolmen ist mit zahlreichen Fixketten entschärft. Im Führerhandbuch ist denn auch folgende Beschreibung zu lesen: „Leichte Abschnitte wechseln ab mit weglosen Passagen und einigen durchaus ausgesetzten Stellen, wo es sich empfiehlt, die Augen nicht nur zur Bewunderung der Umgebung einzusetzen, sondern zwischendurch auch demütig den Kopf zu senken und dafür zu sorgen, dass die Füsse dort auftreten, wo sie zuverlässigen Halt finden.“

Die weitere Route verläuft in einem stetigen Auf und Ab in eine Geländekammer hinein, dann wieder hinaus auf eine Gratkante, wieder in den nächsten Talkessel hinein und wieder hinaus, an schwierigen Stellen durch Fixketten gesichert, bis kurz vor dem Etappenziel, der Buffalora-Hütte, ein Ausblick auf den „Herzles-See“ den Wanderer an seinen Ufern rasten lässt und zu einem Bad – diesmal nur ein Fußbad- einlädt. Nach 8-stündiger Wanderung erreichen wir endlich die idyllisch gelegene, im lichte Lärchenwald versteckte Buffalora-Hütte – ein Traum nach diesem Tag!

Wir genießen die wohlige Atmosphäre dieser Hütte mit den Annehmlichkeiten einer (kalten) Dusche, eines wohlschmeckenden Abendessens, eines Bieres und zweier Flachen Wein.

Nach gemütlichem Frühstück starten wir zur dritten Etappe. Zuerst windet sich der Weg hinauf zum Pass de Buffalora, 2261 m. Nach kurzer Pause entscheiden wir uns, noch einen Abstecher auf  die Cima de Nomnon, 2633 m, zu machen – mit einer traumhaften Aussicht auf die umliegenden Berge des Tessins. Wir genießen den Ausblick und lassen uns Zeit, denn wir haben beschlossen, nicht noch am gleichen Tag bis Santa Maria, dem Endpunkt des Sentiero Alpino Calanca zu wandern, sondern auf der Alp di Fora noch eine Nacht zu bleiben. Der Weiterweg verlangt allerdings noch ein paar Mal konzentriertes Gehen, vor allem die Querung der Schlucht des oberen Val d’Auriglia mittels einer steilen Metallleiter und darauffolgend eine kurze Abkletterei erfordern unsere ganze Aufmerksamkeit. Eine halbe Stunde später ist dann Entspannung angesagt – eine herrlich gelegene Grasschulter lädt zu einer Pause ein. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir unser Ziel am Spätnachmittag – Alp die Fora, herrlich gelegen in einer Waldschneise, umgarnt  mit den sanften Strahlen der Abendsonne. Wir sitzen auf der Holzbank an der von der Sonne  aufgeheizten Hüttenwand und gönnen uns ein Feierabendbier, während auf dem Herd Polenta mit Graukäse zubereitet wird. Zum Essen dann ein Glas Wein dazu – Herz was willst du mehr ?

Zum Frühstück am vierten Tag gibt’s dann den Rest Polenta – zum Wegwerfen einfach zu schade. Gut gestärkt führt der Weg dann in einer Stunde zur Waldlichtung Pian di Renten, wo wir nochmals eine kurze Pause einlegen, bevor der lange Abstieg über 1000 Höhenmeter hinunter nach St. Maria beginnt. Noch einmal gilt es, mittels Fixketten eine Steilstufe hinunter zu klettern, bevor der Waldweg  in vielen Kehren und angenehmerem Gefälle den Endpunkt der viertägigen Wanderung erreicht.

Mit dem Postbus fahren wir zurück nach San Bernardino, lassen unsere Gedanken während der Fahrt noch einmal Revue passieren und beschließen unser Abenteuer mit einer Einkehr in einer dortigen Gaststätte.

Mein Dank geht an alle TN, die zum Gelingen der Tour beigetragen haben und besonders an Frank Schwuntek für die tollen Fotos.