Skihochtouren um die Brancahütte | © Peter Klugger

Skihochtouren um die Brancahütte

04.04.2025

Geplant sind drei Tage Frühjahrsskihochtouren rund um die Branca Hütte, im Herzen der Lombardei. Und so wie man es sich immer wünscht, verheißt der Wetterbericht nur bestes Wetter und hervorragende Tourenbedingungen

Insgesamt sind wir nur zu fünft unterwegs. Jörg Maurus unser Tourenführer hat idealerweise auch noch den DAV-Bus organisieren können. So sind wir in der Lage ohne Gedränge und Gepäckeinschränkungen, sehr komfortabel die doch recht lange Reise anzutreten. Laut Tourenprogramm sind dies die letzten Skitouren für diesen Winter. Die Fahrt an sich ist gewissermaßen schon ein Highlight und deshalb sehr kurzweilig. Es geht über den Julierpass nach St. Moritz, von dort weiter über den Bernina Pass, natürlich vorbei, mit bestem Ausblick, am Festsaal der Alpen mit Piz Bernina und Piz Palü. Wir fahren nach Bormio, immer weiter ins Valfurva, durch Santa Catarina und bis zu unserem bereits hoch gelegenen Ausgangspunkt, den großen Parkplatz an der Forni Hütte. 

Es werden noch ein paar Sachen umgepackt, angezogen und natürlich die notwendige Ausrüstung nochmals gecheckt. Dann sind wir auch schon mit den Tourenskiern unterwegs. Eine gute Stunde und fünfzehn Minuten brauchen wir, um unsere Herberge für die nächsten zwei Tage zu erreichen – die wunderbar gelegene und komfortable Branca Hütte. Eines muss man sagen, diese Idee hatten wohl auch noch etliche andere Tourengeher. Macht aber nix, die Hütte ist sehr geräumig und auch sehr gut organisiert. Was auffällt ist das superfreundliche Personal. Wir bekommen sogar ein fünfer Zimmer nur für uns – Luxus! Es bleibt noch genügend Zeit, um in der Sonne oder in der Hütte zu sitzen und um einen original italienischen Cappuccino zu genießen. Die Tourenplanung für morgen sieht den Palon de la Mare mit 3.703m als Ziel. Wenn das Wetter so bleibt, sollte dies mit genügend Zeit auch machbar sein. Langsam aber sicher macht sich der Hunger bemerkbar und als es endlich losgeht, sind wir ziemlich geplättet, dass uns auf dieser Berghütte, mitten in der Lombardei, doch tatsächlich ein Vier-Gänge-Menü aufgetischt wird. Und – was jeder zum ersten Mal in seinem Hüttenleben zu essen hatte – ein ganzer Fisch in Alufolie verpackt als Hauptgang. Wir sind schon ganz gespannt, was es wohl dann am anderen Abend geben wird. 

Die Nacht verläuft ruhig und auch das Frühstück ist relativ entspannt, trotz der vielen Leute. Um viertel nach acht marschieren wir von der Hütte los. Die restlichen Tourengeher verteilen sich in alle Himmelsrichtungen. Von der Hütte geht es zuerst etwas bergab, bevor wir oberhalb des alten und offensichtlichen Moränenrandes entlanggehen. Es ist schattig hier und es wird auch eine gute Weile noch so bleiben. Der Schnee taut nachmittags immer in der Sonne auf und gefriert in der Nacht. Deshalb legen wir hier gleich mal die Harscheisen an, denn man erkennt, dass es bald ziemlich steil werden wird. Es stellt sich heraus, dass die Harscheisen eine perfekte Wahl sind, denn andere Tourengeher haben „ohne“ immer wieder zu kämpfen. Es geht den besagten steilen Hang hinauf, an dessen Ende wir nach links abbiegen. Hier sind Schilder aufgestellt. Nach links weißt es uns den Weg, nochmal steil eine Rinne hinauf. Nach rechts, ebenfalls eine Rinne hinauf geht es Richtung Monte Vioz. Für diesen, immer noch im Schatten liegenden Steilaufschwung, nutzen wir weiter unsere Harscheisen und gelangen so, an den Rand des großen Gletscherplateaus und in die Sonne. Vom Gletscher ist nicht viel zu sehen – Gott sei Dank, alles zugeschneit! Wir halten uns am linken Rand und 

gelangen wiederum an einen steilen Aufschwung, der aber ganz gut ohne Harscheisen zu meistern ist. Im oberen Bereich des Gletschers angekommen gehen wir in einer Rechtskurve immer leicht, aber stetig ansteigend an den letzten, zum Teil felsigen Grataufschwung, zum Gipfel. Hier ist es wieder etwas kniffelig ohne Harscheisen. Wir müssen immer wieder hinstehen, tief einatmen und uns ausruhen. Die große Höhe ist doch ganz ordentlich spürbar, die Luft ist merklich dünner hier und der schwere Lawinenrucksack, mit Seil, Steigeisen und dem restlichen Geklimper tun ihr Übriges. Langsam gehend erreichen wir den stark überwechteten Gipfel des Palon de la Mare, dem zweithöchsten Gipfel des gesamten Trentinos. Wir sind ganz schön sprachlos über die grandiose Aussicht hier oben. Was für ein klares Wetter und nicht den Hauch eines Windes. Perfekt – wir können uns sogar ausgiebig, in der Sonne sitzend, beim Vesper erholen. Die Abfahrt ist dann fast so anstrengend wie der Aufstieg – zumindest weiter oben. Es herrschen ganz passable Abfahrtsbedingungen, aber je weiter wir nach unten kommen, desto schwerer wird der Schnee. Um viertel nach zwei kommen wir zufrieden wieder an der Hütte an und sitzen uns bei einem Getränk, windgeschützt in die Sonne. Zum ersehnten Vier-Gänge Abendessen gibt es wieder die hervorragende lombardische Küche. 

In der Nacht fängt es an ziemlich heftig zu stürmen. Es pfeift um die Hütte herum. Jeder schläft nicht wirklich gut und jeder macht sich so seine Gedanken, ob der geplante Gipfel morgen früh so überhaupt zu schaffen ist. Als wir am Morgen loslaufen, bläst es immer noch, aber wir sind warm eingepackt. Wir sind heute praktisch immer im Banne des Monte Cevedale unterwegs. Am Ende des Val Rosole ist er der höchste Punkt. Die Route zieht direkt hinter der Hütte noch oben und hinein in das Val Rosole. Von den Gipfeln und Graten ziehen heftige Schneefahnen. Am Ende des Tals montieren wir, wie gestern, wieder die Harscheisen und steigen über eine relativ steile, aber breite Flanke hoch in das Joch zwischen Monte Pasquale, unserem heutigen Ziel, und dem Monte Cevedale. Kurz vor oben müssen wir noch eine heikle, schmale Stelle meistern, da gerade hier der Wind Triebschnee eingeblasen hat. Aber mit Konzentration und sicherem Gehen kommen wir am Joch an. Bald darauf erreichen wir den Gipfel des Monte Pasquale, 3.553m. Als wir ganz oben sind, legt sich doch tatsächlich der Wind (extra nur für uns?)! Wieder können wir die wahnsinns Aussicht in vollen Zügen genießen. Wir überschreiten den Pasquale und fahren in die andere Seite des Jochs. Hier gibt es nochmal eine wunderbar schöne und steile Abfahrt hinunter auf das Gletscherbecken im Val Cedec. Dort treffen wir auf die Aufstiegsroute zum Cevedale, die von der Pizzini Hütte her hochkommt. Die weitere Abfahrt bringt uns, vorbei an der Pizzini Hütte hinunter ins Tal und zurück zu unserem Bus am Parkplatz der Forni Hütte. An der Hütte gönnen wir uns noch eine Torta di Mele und einen letzten Cappuccino, bevor wir uns auf den Weg nach Hause machen. Auf der Fahrt mit dem DAV-Bus zurück nach Wangen machen alle einen seeehr zufriedenen Eindruck und jeder lässt die vergangenen Tage noch einmal vor dem inneren Auge Revue passieren. Wir hatten wirklich unglaubliches Glück mit dem Wetter, denn bei nicht stabilem Wetter laufen solche Touren auf keinen Fall. 

Nochmals herzlichen Dank an Jörg, der mit unglaublicher Routine und Umsicht zuverlässig alle Touren geführt hat. Somit herrscht bei allen schon mal wieder Vorfreude auf die folgenden Touren in der nächsten Wintersaison.