Hochtour am Piz Kesch (3417 m)

Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt. Geplant war eine Hochtour verteilt auf 2 Tage.

Zunächst ein gemütlicher Hüttenzustieg, anderntags die Besteigung des Piz Kesch. Doch der Wetterbericht stimmte uns um und so ging es am Sonntag bei bestem Wetter bereits um 6:00 Uhr in Wangen los und gleich auf den Gipfel, denn das Wetter für Montag war als instabil mit möglichem Gewitter angekündigt. Das wollten wir uns ersparen und entschlossen so den Sonntag auszunutzen.

Am Albulapass angekommen ging es zunächst zur Chamanna d’Es-cha, die Hütte, die auch unser Nachtquartier sein sollte. Nach einer kurzen Rast und der Ermutigung durch eine Hüttenangestellte, daß der Gipfel in 3 Stunden zu erreichen sei, ging es dann Richtung Gipfel. Die Schwierigkeiten sind nicht groß aber eine gewisse Routine hilft sich in diesem Gelände zurechtzufinden und die Ruhe zu bewahren.

Zunächst wanderten wir auf einem schmalen Pfad zu Porta d’Es-cha, dem Übergang auf den Vadret da Porchabella, der Gletscher, der zum Gipfelaufbau führt. Wenn auch nur 400 Hm so ist dieses Wegstück schon fordernd. Helm ist Pflicht und wird schon vor der Porta d’Es-cha angelegt. Der Steinschlag ausgelöst durch eine absteigende Gruppe bestätigte dies.

In der Porta dann der erste Blick auf den Gletscher, den das Schicksal aller Gletscher ereilt. Er geht zurück. Aber noch ist er da und gleich zu Beginn treffen wir auf die ersten und einzigen Spalten, die Probleme bereiten können. Zunächst stimmen wir alle noch zu, seilfrei zu gehen, doch nach erneuter Rückfrage durch die Tourenleiter, ob sich jeder sicher fühlt ohne Seil, wird angeseilt. Sicher ist sicher. Die Randkluft am Ende des Gletschers ist dann die erste Spalte, die ernsthaft Probleme bereiten könnte, lässt sich aber komfortabel überwinden und stellt momentan kein Problem dar.

Nun teilt sich die Gruppe in 3 Seilschaften auf und er Gipfelaufbau wird in Angriff genommen. Zunächst geht es seilfrei durch Blockgelände, doch dann kommt die erste Kletterstelle und es wird angeseilt. Der Weg ist markiert und Bohrhaken sind gesetzt. Es handelt sich aber nicht um Plaisir-Klettern. Nachfolgend kommen die verschiedenen Sicherungstechniken zum Einsatz: Gestaffeltes Klettern (mit Seilweiche) von Stand zu Stand, gleitendes Seil, Gehen am kurzen Seil. Die Kletterei ist einfach, verlangt aber hohe Konzentration, da das Gelände Steinschlag-gefährdet ist. Absolute Trittsicherheit ist notwendig und man bewegt sich ständig in exponiertem Gelände. Aber auch mit Vorsicht lässt sich nicht immer Steinschlag vermeiden. Trotz des erweiterten Aufwands erreichen alle 3 Seilschaften nach einer Stunde im Fels den Gipfel.

Dem Gipfel geben wir nur 20 Minuten, denn das Abendessen ist für 18:30 angesetzt und so sind wir 45 Minuten später wieder am Gletscher. In der Porta d’Es-cha hat Hubert schon die Ablass-Schaukel aufgebaut und lässt einen nach dem anderen die 30 m entlang der Ketten hinab. Das spart Zeit und ist sicherer. Schließlich können wir die Ausrüstung ablegen und wandern dem Abendessen entgegen. Mit einer Punktlandung erreichen die letzten der Gruppe die Hütte und gehen gleich zum Abendessen (4-Gänge: Gemüsesuppe, Salat, Pizzoccheri, ein Auflauf mit Buchweizennudeln, Käse und Kartoffeln, danach Kuchen).

Wir reflektieren nochmal den Tag und es wird klar, daß das Gehen in solchem Gelände einer gewissen Routine bedarf. Wer keine Routine hat, sollte sich ausreichend Zeit für diese Tour geben und auch die Wochenenden meiden, an denen ein erhöhter Andrang am Berg herrscht. Leider zwang uns das Wetter die Tour gleich am Sonntag anzugehen, so daß wir mehr Aufstiegsmeter zu bewältigen hatten und erst spät (10:30) von der Hütte starten konnten.

Trotzdem ein Lob an alle Teilnehmer, die sich wacker der Aufgabe gestellt haben. Und nochmals Dank an Hubert, der sich als weiterer Tourenleiter zur Verfügung hat.