Klettersteigerlebnissse im Stubaital

Über den Wettergott durften sich die Teilnehmer an der Klettersteigausfahrt ins Stubaital nicht beschweren, obwohl es im Vorfeld eher für Stirnrunzeln gesorgt hatte.

Nach einer regnerischen Nacht konnten wir uns über immer größer werdende sonnig Abschnitte erfreuen, je näher wir dem Brennerpass kamen. Kurz zuvor parkten wir das Auto in St. Jodok und stiegen durch die Stafflacher Wand über den Peter-Kofler-KS, der gleich zu Beginn mit einem senkrechten Wandstück aufwartet und im weiteren Verlauf mit vielen Quergängen gespickt ist, bevor am Ausstieg beim „Gipfelkreuz“ mehrere Ruhebänke zur wohlverdienten Rast einladen und den Ausblick ins Valsertal ermöglichen.

Abends entlud sich dann ein heftiges Gewitter und – man konnte es kaum glauben – am folgenden Morgen begrüßte uns ein strahlend blauer Himmel. Als Ziel hatten wir uns die Überschreitung der Elferköpfe ausgesucht, eine abwechslungsreiche Kletterei über mehrere Türme und Scharten im steten Auf und Ab und landschaftlich ein echtes Highlight. Nach der Rast am Zwölfernieder stürmten wir noch auf den Zwölfer mit einer fantastischen Aussicht ins gesamte Stubaital bis hinaus ins Inntal und hinüber zum alles überragenden  3277m hohen Habicht.

Wettermäßig dann das gleiche Spektakel wie am Vortag und so starteten wir am dritten Tag zum Schlicker KS. Glücklicherweise konnten wir mit dem Almtaxi zur Schlicker Alm fahren und so verkürzte sich der Zustieg auf 30 Minuten, was angesichts des langen KS ein echter Zeitgewinn war. Auch hier sind die größten Schwierigkeiten gleich am Anfang zu meistern und nach etwas mehr als 3 Stunden standen wir am Gipfel der 2700 m hohen Großen Ochsenwand.  Die Aussicht auch hier einfach überwältigend: Stubaier Alpen, Sellrain, Wetterstein, Karwendel, Tuxer und Zillertaler Alpen und im Süden steifte der Blick bis zu den Dolomiten.

Der Ilmspitz-KS stellte dann die Krönung dieser Ausfahrt dar. Den langen Zustieg verkürzten wir durch die Fahrt mit dem Almtaxi zur Karalm. Nach dem Aufstieg zur Innsbrucker Hütte und einer kleinen Rast forderte der Zustieg ein stellenweise kräftezehrendes Spuren in weichen Firnschneefeldern.  Die folgende Kletterei über die z. T. sehr exponierte Klettersteigroute stellte nicht nur technisch, sondern auch psychisch hohe Anforderungen an die Begeher. Ein riesiger Klemmblock über einem düstern, steinschlaggefährdeten Kamin kurz vor dem Gipfel flößte  den Teilnehmern zusätzlichen Respekt ein.  Auch hier konnten die Gipfelstürmer über die Aussicht nur staunen, ähnlich wie tags zuvor am Großen Ochsenkopf.

Gerne hätten wir die Gipfelrast noch länger ausgedehnt, doch der lange und vor allem unsichere Abstieg lag ja noch vor uns. Und tatsächlich waren die Sicherungsseile im steilen Couloir noch unter meterhohem Lawinenschnee begraben, so dass ich die TN mit meinem Seil sichern musste. Nach der Rückkehr zur Innsbrucker Hütte war natürlich eine Rast fällig, bevor es zum weiteren Abstieg ins Pinnistal ging.

Alle Teilnehmer waren sich einig: vier erlebnisreiche Tage und eine tolle Unterkunft bleiben sicher noch lange in der Erinnerung wach.