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Kalter Wind, Sonnenbaden und First Lines

Vergaldner Schneeberg (2588m) heißt das Ausweichziel für sechs Tourengeher und ihren Tourenleiter am vergangenen Sonntag. Regen, Sonne und Föhnsturm haben die Schneemenge an den Südhängen des Großen Walsertals empfindlich schrumpfen lassen, was die ausgeschriebene Tour auf den Kunkelkopf ins Abseits drängt.

Um 8 Uhr früh und bei empfindlich kalten Temperaturen ziehen die Sieben so noch etwas verschlafen wenn auch gespannt, was der Tag bringen wird, dem garstigen Talwind des Valzifenztals entgegen. Ein Prachtstag ist angekündigt – Sonne, exzellente Fernsicht und stahlblauer Himmel. Ein Prachtstag wird es werden! Bei wolkenlosem Himmel und nach ungefähr zwei Stunden endlich in der Sonne, wird erhaben und einsam dem auserkorenen Gipfel entgegen gespurt. Die anderen Gruppen und Grüppchen im Talkessel haben allesamt andere Spitzen und Hänge im Kopf. Ob Fidi-Seele oder Konkurrenzbrot, am windstillen Gipfel wird das Vesper genossen, in der wärmenden Januarsonne gebadet und in Erinnerungen vergangener Touren geschwelgt. „Wenn du um 12:00 Uhr mittags an so einem Tag auf zweieinhalbtausend Meter in die Sonne blinzelst, dann hast du alles richtig gemacht!“, entfährt es einem begeisterten Teilnehmer. Die heimatlichen Allgäuer, das Verwall, die hohen Gipfel der Silvretta und Graubündens, die Kalkbastionen des Rätikons und in der Ferne sogar der Tödi grüßen herüber und lassen in Gedanken schon neue Projekte reifen.

Dann Aufbruchsstimmung, Rucksackpacken, Helm aufsetzen und nach der Entscheidung „Überschreitung und Abfahrt ins Vergaldner Tal“ verschmitzt in den kaum einsehbaren Steilhang linsen. Da wird dem ein oder anderen vielleicht doch ein bisschen mulmig in der Magengegend. Doch nach den ersten Schwüngen des Tourenleiters die Gewissheit – es ist zwar steil, aber der Schnee gut zu fahren und die First Line ist garantiert! Die von Norden aufgestiegenen Tourengeher fahren alle weiter drüben ab, die Hänge der ersten 600 Höhenmeter sind unverspurt und gehören heute nur uns. Kaum zieren den Gipfelhang sieben Skispuren, müssen sich die Wangener aber auf wechselnde Schneebedingungen einstellen. Mal knusprig bis cross, mal Pulver pur und dann wieder hart, wie auf der Piste – das verlangt den gestandenen Abfahrer.

Als eine Stunde später alle heil und zufrieden auf der sonnenbeschienen Bank vor der Hütte ein wohlverdientes Getränk genießen, ist der Prachtstag am Ausklingen, die Erinnerungen und Eindrücke aber sind frisch und werden noch eine Zeit lang für Genugtuung sorgen.